Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI)

Migro Migrantenrat Rostock: Interview zur Migrantenratswahl 2020

Am 30. September steht die Migrantenratswahl in Rostock an. Zu diesem Anlass haben wir den Geschäftsführer des Migro Migrantenrats Rostock, Dr. Rubén Cárdenas Carbajal, interviewt.

Wieso sind die Wahlen am 30. September so wichtig?

Integration von Migrantinnen und Migranten findet grundsätzlich auf Kommunalebene statt. Wichtig ist eine Vertretung der Migrant*Innen auf Kommunalebene, die ihre Interessen vertritt und für ihre Wahrnehmung kämpft. Daher ist es wichtig, wählen zu gehen, um eine legitimierte Vertretung zu schaffen und zu erhalten.

Welche Vorteile hat eine Direktwahl des Beirats im Vergleich zu berufenen Organen?

Es geht vor allem um die Legitimation der gewählten Vertretung bei einer direkten Wahl. Das bedeutet, dass die kommunal vertretenen Migrant*Innen ihren Auftrag direkt von der migrantischen Bevölkerung erhalten und nicht von einer kleinen Gruppe von Menschen oder aus einem bestimmten Organ. Aus Sicht der politischen Partizipation werden Migrant*Innen dazu mobilisiert bestimmte Kandidaten zu wählen, und es werden Diskussionen über die Probleme der Migrant*Innen stattfinden und letztendlich entscheidet jeder, wer die Migrant*Innen auf kommunaler Ebene vertreten soll. Insgesamt ist dies eine Bereicherung für die Demokratie auf kommunaler Ebene.

Wer ist wahlberechtigt?

In Rostock haben wir eine progressive Satzung, die es allen Migrant*Innen, die länger als 3 Monate ihren ersten Wohnsitz in Rostock haben, erlaubt, zu wählen. Sogar die Menschen, die eine Duldung haben, dürfen partizipieren.

Was sind die bisherigen Errungenschaften des Migrantenrats?

Der Migrantenrat in Rostock existiert bereits seit 25 Jahren. In dieser Zeit hat er einen wichtigen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben verschiedener Menschen in unserer Stadt geleistet. Unter anderem kann man die Konzipierung und Durchsetzung der dezentralen Unterbringung der Asylbewerber in unserer Stadt, die Erarbeitung eines Integrationskonzeptes in Zusammenarbeit mit der Stadt, die Förderung und Vernetzung der Migrant*Innenselbstorganisationen in Rostock, sowie zahlreiche Aktionen und Projekte gegen rechts und für ein friedliches Zusammenleben der Menschen in unserer Stadt nennen.

Was war die Rolle in der Gründung des BZI und wieso ist die bundesweite Vernetzung wichtig?

Damals in den 90er Jahren war für uns -den einzige Migrant*Innenrat in Mecklenburg-Vorpommern- die Gründung des Bundesausländerbeirats BAB (jetzt BZI) sehr wichtig. Wir konnten von den Erfahrungen der westdeutschen Kolleg*Innen profitieren und uns austauschen. Das Modell der damaligen Ausländerbeiräte in den Kommunen wurde von West nach Ost importiert. Seitdem haben wir einen langen Weg mit Erfolgen und Niederlagen zusammen erlebt. Heute sind wir bereit, zusammen für die Interessen der Migrant*Innen in Deutschland zu kämpfen, und diese Bereitschaft weiter zu erkämpfen, ist sehr wichtig.