Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI)

Rückblick auf die Eröffnungsveranstaltung KAUSA-Transfer Elternarbeit @Ost

Gruppenbild von den Teilnehmenden an der Auftaktveranstaltung des Projekts KAUSA Transfer Elternarbeit@Ost

Wie gelingt es, Eltern mit Flucht- oder Migrationshintergrund für die duale Ausbildung zu gewinnen?

Diese Frage stand im Zentrum der Auftaktveranstaltung unseres Verbundprojekts KAUSA-Transfer Elternarbeit@Ost, die am 13.10.2022 im Rathaus Dresden stattfand. Gemeinsam mit dem Bildungszentrum Lernen+Technik gGmbH Dresden und dem Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e.V. starteten wir im Mai diesen Jahres in das Projekt. Das KAUSA-Transfer-Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative Bildungsketten gefördert.

Nach einer Begrüßung von Christina Göbel (Bildungszentrum Lernen+Technik gGmbH Dresden) richtete sich Michael Schulte vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit einem Grußwort an die Teilnehmenden. Das BIBB unterstützt mit der Initiative Bildungsketten junge Menschen im Übergang von Schule zu Beruf und begleitet sie insbesondere auf ihrem Weg in die duale Berufsausbildung. Nach der Begrüßung gab Jan Pratzka (Agentur für Arbeit Dresden) den Anwesenden einen Überblick über den aktuellen Ausbildungsmarkt, der die Notwendigkeit der Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration (KAUSA) bestätigte. Denn: Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften, zahlreiche Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt und trotzdem sind viele junge Bewerber und Bewerberinnen unversorgt. Dabei ist eine abgeschlossene Ausbildung ein solides Fundament für den weiteren Berufsweg und öffnet die Tür zu vielfältigen Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten.

Fehlende Kenntnisse über die betriebliche Ausbildung und fehlende Wertschätzung bestimmter Berufe sind laut Thorsten Köhler (Industrie- und Handelskammer Dresden) ein gesellschaftliches Problem. In dieser Hinsicht sei es wichtig, Berufsorientierung als Prozess zu verstehen, in den auch die Eltern von Beginn an eingebunden werden sollen. Denn alle Eltern wünschen sich eine gute Bildung für ihre Kinder und können diese nur dann bei der Berufswahl unterstützen, wenn sie selbst über die Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen der dualen Berufsausbildung informiert sind.

Die anschließende Podiumsdiskussion, die Anastasia Sergan vom Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e. V. moderierte, drehte sich um die Frage, wie Eltern mit Flucht- oder Migrationshintergrund bestmöglich über das duale Berufssystem informiert werden können. Zu Beginn der Diskussion unterstrich Memet Kilic (Förderverein des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats e. V.) die entscheidende Rolle der Eltern bei der Berufswahl ihrer Kinder: “Wenn die Eltern hinter einem Thema stehen, sind die Jugendlichen viel motivierter und selbstbewusster”. Für gerechte Teilhabe in unserer Einwanderungsgesellschaft ist es deshalb unabdingbar, den Eltern das duale Ausbildungssystem bekannt zu machen und sie für dessen Chancen und Möglichkeiten zu sensibilisieren. Doch wie können die Eltern am besten erreicht und informiert werden? Victor Vincze (Integrations- und Ausländerbeirat der Landeshauptstadt Dresden) betonte in diesem Kontext die Bedeutung der kommunalen Migrations-, Integrations- und Ausländerbeiräte: “Die persönliche Botschaft ist entscheidend. Durch die direkte Verbindung zu verschiedenen migrantischen Communities haben wir die besten Chancen, Eltern mit Flucht- oder Migrationshintergrund zu erreichen.” Als Ankerpunkte für Information und Beratung erfüllen kommunale Beiräte laut Victor Vincze eine Brückenfunktion, durch die Wissen über das berufliche Bildungssystem an Eltern vermittelt werden kann.

Neben der fehlenden gesellschaftlichen Sensibilisierung über die duale Berufsausbildung dürfen die strukturellen Barrieren nicht vergessen werden, die insbesondere zugewanderten Menschen den Zugang zur dualen Ausbildung erschweren. Rassismus und Diskriminierung im Bewerbungsprozess und in Betrieben sowie institutionelle Hürden bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse hindern zahlreiche Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund daran einen Ausbildungsberuf zu erlernen, wie Vertretungen von Migrantenorganisationen betonten. Eine Liberalisierung auf rechtlicher Ebene, etwa durch die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und durch die Schaffung von flexiblen Modellen für verkürzte Ausbildungen, ist deshalb neben der gesellschaftlichen Anerkennung der dualen Berufsausbildung unabdingbar.

“Eine komplexe Gesellschaft braucht jede Person, die ihre Arbeit gut ausführt. Den Jugendlichen das zu vermitteln, können wir mit Hilfe der Eltern schaffen. Dafür brauchen wir bessere Zugänge zu den Eltern”, so Memet Kilic. Genau diese Zugänge sind in kommunalen Migrations-, Integrations- und Ausländerbeiräten bereits vorhanden, weshalb das KAUSA-Transfer-Projekt über diese Strukturen viel bewirken kann.

 

 

 

Logo des Bundesministeriums für Bildung und ForschungBildungsketten-LogoLogo des Bundesinstituts für Berufsbildung

 

Das KAUSA-Transfer-Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative Bildungsketten.