Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI)

Rückblick – Podiumsdiskussion und Launch der Lichtinstallation #ErinnerungAllermachen

Am 17.11.2022 fand die Podiumsdiskussion im Rahmen des Projekts #ErinnerungAller, anlässlich der 30. Gedenktage der rassistischen Gewalttaten in Rostock-Lichtenhagen und Mölln und dem seit der Wende anhaltenden Kontinuum rechter Gewalt, statt.

In den Eröffnungsreden und der Diskussion befassten sich die Redner*innen damit, wie und ob ein würdiges Gedenken und Mahnen sich in den unterschiedlichen institutionellen Strukturen wie beispielsweise Bildung, Kunst, Stadtentwicklung oder Aktivismus nachzeichnen lässt sowie welche Veränderungen und Kontinuitäten erkennbar sind. Dabei wurden sowohl Möglichkeiten der Kunst, der Medien und der Zivilgesellschaft als auch notwendige strukturelle Maßnahmen der Politik, Erinnerungskultur vielfältiger, zugänglicher und inklusiver zu gestalten, erwogen. Einig waren sich Podiumsdiskutant*innen und das Publikum, dass die Perspektiven von betroffenen Personen stärker ins Zentrum von Erinnerungskultur zu rücken sei.

Auf dem Podium und mit dem Publikum diskutierten mit der Moderatorin Ebru Taşdemir:

  • Saraya Gomis, Staatssekretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung in der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung
  • Serpil Temiz Unvar, Gründerin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar e.V.
  • Burhan Qurbani, Regisseur u.a. von Filmen wie „Wir sind jung, wir sind stark“ zu Rostock-Lichtenhagen 1992 und „Berlin Alexanderplatz“
  • Zuher Jazmati, Fachreferent des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene

Serpil Temiz Unvar mahnte an, dass auf der strukturellen Ebene Veränderung weiterhin aussteht: „Auf struktureller Ebene ist alles wie vor 30 Jahren – Es gibt viel Gleiches in Hanau, Mölln, Solingen. Was die Familien durchmachen müssen, ist gleich. Es gibt keinen Rückhalt aus staatlichen Strukturen, keinen Schutz für Angehörige.“

Zuher Jazmati stimmte Temiz Unvar zu und wies nachdrücklich daraufhin, die strukturelle Ebene in den Blick zu nehmen. Dieser könne letztendlich die Gesamtgesellschaft zur Verantwortung ziehen und eine Auseinandersetzung mit der Frage „Wie konnte das passieren?“ bzw. „wie konnte dieser Peak [Höhepunkt, Anm. d. Redaktion] überhaupt erreicht werden?“ anstoßen, „die wird nämlich ausgelassen und ignoriert“, so Jazmati.

Staatssekretärin Saraya Gomis machte ebenfalls deutlich, dass ein institutioneller Wandel vonnöten sei. Dieser sei allerdings nur durch eine starke und kritische Zivilgesellschaft möglich. Sie sprach sich für einen offenen Dialog und Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft aus, „Wie laden wir zivilgesellschaftliche Organisationen, die wir fördern, dazu ein, uns zu kritisieren? Wir brauchen die Bewegung von außen, um politische Institutionen zu bewegen und zu verändern.“

Filmemacher Burhan Qurbani bot Einblicke in eigens erlebte rassistische Gewalt, an welche er die Erinnerungen lange verdrängt habe. Sein Auftrag, als Filmemacher, um den bitter nötigen gesellschaftlichen Wandel voranzubringen, sei Mitgefühl zu generieren und „[…], einen Empathieraum zu schaffen, in dem wir miteinander fühlen und einander zuhören.“ Eine besondere Bedeutung trüge aus seiner Sicht die Arbeit mit Jugendlichen, „wenn jemand als junger Mensch Mitgefühl entwickelt, kann das der gesellschaftlichen Verrohung entgegenwirken oder zumindest verzögern.“

Ein weiteres Highlight, nebst einer hochkarätigen Diskussion und Austausch mit dem Publikum, stellte der Launch der Animation, welche im Rahmen des Projektes zum Kontinuum rassistischer Gewalt entstand. Dieser wurde nach der Podiumsdiskussion an die Fassade der Berliner Landeszentrale für politische Bildung sowie in Berlin-Kreuzberg, in Mannheim, Dresden, Augsburg und Bremen projiziert. In der animierten Illustration sind sowohl ein Überblick rechter, rassistischer Gewalttaten seit der Wiedervereinigung sowie politische Forderungen des BZI, für eine rassismusfreiere Gesellschaft zu sehen.