„…Herausforderungen für Ehrenamt und Engagement“

Ein Blick in die Dominanz-geprägte Diskurs- und Politiklandschaft zeigt, dass die Erinnerung an rassistische und rechte Gewalt blinde Flecken aufweist und zu (un)sichtbaren Hierarchien/Konkurrenzen zwischen den Opfer- und Betroffenengruppen neigt. Das erschwert die Kontextualisierung der Geschehnisse in einem Kontinuum. Dabei handeln weder die Täter*innen in einem luftleeren Raum, noch ist die rechte Gewalt eine “Einzeltat”. Dies sichtbarer zu machen ist umso bedeutender geworden, da sich in den vergangenen Jahren ein besorgniserregender Rutsch in das demokratiefeindliche Spektrum feststellen lässt. Solidaritätsbekundungen und Wissenstransfer reichen nicht mehr aus.

Hoyerswerda (1991), Rostock (1992), Mölln (1992), Solingen (1993)  – das sind mehr als Städtenamen in der Geschichte Deutschlands, sie stehen als mahnende Schauplätze von rassistischer und rechtsextremer Gewalt gegen das vermeintlich „Fremde“ –  gefolgt von weiteren Opfern des NSU, in Halle, in Hanau und noch vielen anderen Städten. Maßloser Hass und Hetze gegen Ehrenamtliche in den sozialen Netzwerken, auf der Straße und in der Öffentlichkeit ist und bleibt gefährlich! Rassismus fängt nicht erst bei manifestierten, rechtsextremen Gesinnungen oder gar Anschlägen an, sondern zeigt sich bereits im alltäglichen Handeln.

Das Projekt #ErinnerungAllerMachen, soll mittels Lichtprojektionen an vier Standorten außerhalb der Bundeshauptstadt Berlin sowie digitalen Workshops mit Blick auf die diesjährigen Gedenktage von rassistischen Anschlägen und Übergriffen nach der Wiedervereinigung den Blick auf Rassismus und alle Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit schärfen und Ehrenamtliche in ihrem Handeln dagegen stärken. Mit dem Projekt wird zum einen auf die Kontinuität der Gewalt nach dem Mauerfall im Jahr 1990 hingewiesen und zum anderen ein stärkeres Bewusstsein und eine wirksamere Sichtbarkeit der Herausforderungen für das ehrenamtliche Engagement geschaffen. Hauptbestandteile des Projekts sind:

Bundesweite Lichtprojektionen 

Zum zweiten Gedenktag des rassistischen Anschlags in Hanau führte der Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat eine bundesweite Aktion mit Lichtprojektionen an Fassaden zentraler Gebäude durch, die die Porträts der Hanauer Opfer sowie politische Forderungen im Nachgang der Tat zeigten. So fanden in Kooperation mit dem BZI in folgenden Städten Lichtprojektionen am Abend des 19. Februar 2022 (Samstag) statt:  Berlin, Bremen, Erfurt, Hamburg, Leipzig, Stuttgart und Wiesbaden. Weitere Informationen finden Sie hier.

Angelehnt an diese Erfahrung, die für eine breite öffentliche Resonanz gesorgt hat, sollen in diesem Projekt an rassistische und rechte Gewalt seit den 90er Jahren, darunter speziell auch des rassistischen Pogroms von Rostock und des Brandanschlags in Mölln, in einer ähnlichen Art an vier Städten außerhalb Berlins erinnert werden. Der BZI vertritt dabei die migrantische Perspektive auf die Morde und gibt migrantischen Stimmen in dem antirassistischen Diskurs die notwendige Bühne. Durch diese mediale Sichtbarkeit soll die Erinnerung auch zu Personen durchdringen, die dafür nicht sensibilisiert sind.

Die bundesweite Lichtprojektion findet statt in: Augsburg, Bremen, Dresden und Mannheim. Die genauen Standorte folgen in Kürze!

Digitale Workshops

Rassismus und Diskriminierung sind für viele Menschen in Deutschland Lebensrealität und Alltag. Auch die Zivilgesellschaft und das Engagement müssen inklusiver werden und im Einsatz für Gerechtigkeit und Demokratie diskriminierungskritisch denken. Was kann die Zivilgesellschaft – und jede*r einzelne – tun, um gegen Rassismus und Diskriminierung und für eine gleichberechtigte Teilhabe einzutreten? Um die gesellschaftlichen Dynamiken besser verstehen zu können, folgen zwei digitale Workshops einem interdisziplinären und zugleich anwendungsorientierten Ansatz. Als Plattform können sowohl die gängigen Tools wie z. B. Zoom oder MS-Teams als auch weitere Open Source Programme eingesetzt werden. Die digitalen Workshops richten sich an migrantische und nicht-migrantische Ehrenamtliche und stärken sie für ihre Arbeit im Rahmen einer von Rassismus geprägten Gesellschaft. Dabei soll es um die Eigenreflexion sowie die Erarbeitung von Handlungsmöglichkeiten gehen.

Die zwei digitalen Workshops sollen dazu beitragen, die antirassistischen bzw. rassismuskritischen Argumentations- und Kommunikationskompetenzen zu erweitern, welche die Resilienz und Handlungsfähigkeit im Ehrenamt stärken.

Social Media Kampagne und Öffentlichkeitsarbeit

Social Media und Öffentlichkeitsarbeit rücken die Themen in eine breite, unspezifische Öffentlichkeit, die an einschlägigen Informationen und Daten interessiert ist, und erreichen (im Idealfall) eine Gruppe/Einzelpersonen, die sich zum ersten Mal mit dieser Thematik auseinandersetzen. Als grundlegende Maßnahme der Öffentlichkeitsarbeit werden Share-Pics erarbeitet, die die potenziellen Nutzer*innen aus ehrenamtlichen Organisationen bzw. Kooperationspartner*innen mit wenigem Zeit- und Arbeitsaufwand einsetzen und diese auch weiter zirkulieren lassen können.

Förderung: Das Projekt wird durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt gefördert.

Projektzeitraum: 1. Oktober 2022 – 31. Dezember 2022

Maßnahmenträger: Förderverein des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats e.V.

Projektleitung: Milena Rinck

Projektassistenz: Sarah Maier
erinnerung@bzi-bundesintegrationsrat.de

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