Rechte Gewalt im Kontinuum zur Erinnerung Aller machen!
Ein Blick in die Dominanz geprägte Diskurs- und Politiklandschaft zeigt, dass die Erinnerung an rassistische und rechte Gewalt blinde Flecken aufweist und zu (un)sichtbaren Hierarchien/Konkurrenzen zwischen den Opfer- und Betroffenengruppen neigt. Das erschwert die Kontextualisierung der Geschehnisse in einem Kontinuum. Dabei handeln weder die Täter*innen in einem luftleeren Raum, noch ist die rechte Gewalt eine “Einzeltat”. Dies sichtbarer zu machen ist umso bedeutender geworden, da sich in den vergangenen Jahren ein besorgniserregender Rutsch in das demokratiefeindliche Spektrum feststellen lässt. Solidaritätsbekundungen und Wissenstransfer reichen nicht mehr aus.
Hoyerswerda (1991), Rostock (1992), Mölln (1992), Solingen (1993) – das sind mehr als Städtenamen in der Geschichte Deutschlands, sie stehen als mahnende Schauplätze von rassistischer und rechtsextremer Gewalt gegen das vermeintlich „Fremde“ – gefolgt von weiteren Opfern von NSU, in Halle, in Hanau und noch vielen anderen Städten. Maßloser Hass und Hetze in den sozialen Netzwerken, auf der Straße und in der Öffentlichkeit ist und bleibt gefährlich! Rassismus fängt nicht erst bei manifestierten, rechtsextremen Gesinnungen oder gar Anschlägen an, sondern zeigt sich bereits im alltäglichen Handeln. Daher müssen wir alle Rassismus mit Argusaugen betrachten und wachsam bleiben.
Und noch wichtiger: Die Erinnerung an diese rassistischen Episoden unserer Geschichte muss zur Erinnerung aller werden. Denn nur so können wir eine inklusive Erinnerungskultur vorantreiben, die einer wehrhaften Demokratie heute und in Zukunft Rechnung trägt. Anlässlich der 30. Jahrestage des rassistischen Pogroms in Rostock-Lichtenhagen und des rassistischen Brandanschlags in Mölln weist dieses Projekt auf die Kontinuität der Gewalt nach dem Mauerfall im Jahr 1990 hin und beabsichtigt, hierfür ein stärkeres Bewusstsein und eine wirksamere Sichtbarkeit zu schaffen.
Ziele des Projekts:
- Eine wirksame Sichtbarmachung und Ächtung von Rechtsextremismus, Rassismus, rechter Gewalt sowie Formen und Funktionsweisen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der Öffentlichkeit wird erreicht.
- Die Kontinuität von rechter Gewalt und Rassismus gegenüber marginalisierten und migrantisierten Gruppen wird beleuchtet und Herausforderungen sowie Lösungsvisionen werden erarbeitet. Es entsteht ein demokratisch und antirassistisch geprägter Diskurs, der sich an universellen Menschenrechten und demokratischen Grundsätzen orientiert.
- Selbstwirksamkeit und Resilienz von politisch aktiven BIPoC und ihren Allianzen werden erstarkt, ihre Handlungsfähigkeit gegen Rassismus, Hass und Hetze im digitalen wie auch analogen Raum gesteigert und die pluralistische Streitkultur wird gestärkt
Hauptbestandteile des Projekts sind:
- Lichtprojektionen in Berlin
Zum zweiten Gedenktag des rassistischen Anschlags in Hanau hat der Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat eine bundesweite Aktion mit Lichtprojektionen an Fassaden zentraler Gebäude durchgeführt, die die Porträts der Hanauer Opfer sowie politische Forderungen im Nachgang der Tat zeigten. So fanden in Kooperation mit dem BZI in folgenden Städten Lichtprojektionen am Abend des 19. Februar 2022 (Samstag) statt: in Berlin, Bremen, Erfurt, Hamburg, Leipzig, Stuttgart und Wiesbaden. Weitere Informationen finden Sie hier.
Angelehnt an diese Erfahrung, die für eine breite öffentliche Resonanz gesorgt hat, sollen in diesem Projekt rassistische und rechte Gewalt in den 90er Jahren, darunter speziell auch des rassistischen Pogroms von Rostock und des Brandanschlags in Mölln, in einer ähnlichen Art gedenkt werden. Der BZI vertritt dabei die migrantische Perspektive auf die Morde und gibt migrantischen Stimmen in dem Diskurs um die Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus die notwendige Bühne. Mit den Projektionen in Berlin möchten wir allen Verfechter*innen der Demokratie, aber insbesondere den Menschen mit Migrations- und Fluchtbezug, einen Moment des Gedenkens und Innehaltens bieten sowie ein deutliches Zeichen gegen Rassismus setzen.
Geplant sind zwei Standorte in Berlin.
- Podiumsdiskussion
Die Projektionen in Berlin werden durch eine Podiumsdiskussion umrahmt werden, die das Thema Rechte Gewalt im Kontinuum aufgreift. In der Podiumsdiskussion werden Betroffene von rechter, rassistischer oder antisemitischer Gewalt in
ihrer politischen Teilhabe und Handlungsfähigkeit sensibilisiert, empowered und aktiviert. Ein besonderer Fokus richtet sich auf den Umgang mit Hass, Hetze und Rassismus im Ehrenamt.
- Social Media Kampagne und Öffentlichkeitsarbeit
Social Media und Öffentlichkeitsarbeit rücken die Themen in eine breite Öffentlichkeit, die an einschlägigen Informationen und Daten interessiert ist, und erreichen (im Idealfall) eine Gruppe oder Einzelpersonen, die sich zum ersten Mal mit dieser Thematik auseinandersetzen. Als grundlegende Maßnahme der Öffentlichkeitsarbeit wird eine Social Media Kampagne rund um den Themenkomplex gestartet, die auf den Kanälen (Instagram, Facebook) und auf der Homepage des Trägers betrieben wird. Soziale Medien werden genutzt, um informative Beiträge über die rassistischen Vorfälle in den ’90er und späteren Jahren zu erfassen, die z. B. mit festen Hashtags (#081992Rostock #111992Mölln #wasistam… passiert) geteilt werden können und dadurch eine größere Reichweite erreichen. Ein*e Kurator*in/Kampagnenmanager*in entwickelt eine Kommunikationsstrategie und baut einen Auftritt des Projekts auf sozialen Medien auf.
Förderung: Das Projekt wird durch die Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung (SenJustVA), die Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) gefördert.
Projektzeitraum: 1. Oktober 2022 – 31. Dezember 2022
Maßnahmenträger: Förderverein des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats e.V
Kuratorin/Kampagnenmanagerin: Milena Rinck
Projektassistenz: Sarah Maier